„Ihm ist auch gar nichts heilig…“ das sagen wir über einen Menschen, der meine Grenzen überschreitet; Jemanden, der das, was mir etwas bedeutet, mit Füßen tritt, auf nichts Rücksicht nimmt.
Umgekehrt gibt es im Leben Dinge, Verhaltensweisen, Orte, die mir heilig sind. Das ist mir heilig, jeden Morgen den Tag mit einem Kaffee und der Zeitung zu beginnen, meinem Hobby zu frönen, das Trikot mit den Unterschriften der Spieler in Ehren halten, immer wieder Orte aufzusuchen, wo es mir gut geht und vieles mehr… Ich brauche Dinge, Orte, Rituale, die mir wichtig sind, die mir etwas bedeuten.
„Was ist mir heilig?“, das ist die Frage. Aber auch: Was ist uns gemeinsam heilig? Was ist uns als Christen heilig?
Eine gute Frage, um in dieser Fastenzeit in unserer Pfarrei darüber nachzudenken, miteinander ins Gespräch zu kommen, sie ins Gebet zu nehmen…
Was ist heilig, wer ist heilig?
In der Bibel finden wir im Buch Samuel diesen Satz: „Keiner ist heilig wie der HERR, denn außer dir ist keiner; keiner ist ein Fels wie unser Gott.“ (1 Samuel 2,2)
Letztlich ist nur einer „heilig“: der Heilige.
Die Fastenzeit ist eine Zeit, die wir nutzen sollten, um uns wieder am Fels festzumachen (Fasten, das Wort kommt von „festen“ = festmachen)!
Letztlich kommt alles, was heilig ist, von IHM und führt zu IHM hin.
Heilig ist der HERR, heilig ist was er gemacht hat
Wenn alles, was heilig ist, von IHM kommt, dann ist von IHM her die Schöpfung, die er gemacht hat, heilig, ist das Leben des Menschen heilig! Darum muss es auch für uns heilig sein!
So ist der Einsatz für die Schöpfung, der Einsatz gegen den Klimawandel, gerade von unserem Glauben her, geboten! Das ist gerade nicht, wie gewisse Kreise denunzieren, Mitwirkung an einer so behaupteten „Klimareligion“!
So ist der Einsatz für das Leben geboten! Es geht um das ganze Leben, nicht nur für das Leben vor der Geburt! Einsatz gegen Krieg, Ausbeutung, Gewalt, Terror, der Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit, gute Lebensbedingungen ist Dienst am Heiligen, für den HEILIGEN!
Zeichen des Heiligen
Genauso wie in unserem Alltag Dinge, Orte, Rituale… bedeutsam sind, so gibt es im Leben des Glaubens Orte, Zeiten, Rituale, Vorbilder, die uns auf das Heilige, auf den Heiligen hinweisen.
„Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, auf dem du stehst ist heiliger Boden“ (Exodus 3,5b)
Heilige Orte, auch Gebäude, ob Kirchen, Wallfahrtsstätten… bringen uns mit dem Heiligen in Verbindung und führen uns im Heiligen zusammen. Als Menschen in der Schöpfung leben wir in Zeit und Raum.
Wir brauchen Orte und Räume!
Heilige Zeiten gehören genauso zur Verbindung mit dem Heiligen, denn wir leben in Zeit und Raum. Wir brauchen Heilige Zeiten, die uns aus dem täglichen Allerlei heraus helfen, damit wir wieder spürsam werden für das Heilige.
Heilige Rituale gehören dazu, denn sie strukturieren unser Leben und gerade unser Glaubensleben. Leider finden Rituale, die uns das Heilige spüren lassen, fast nur noch an Heiligen Orten statt. Es wäre eine gute Möglichkeit, in dieser Heiligen Zeit wieder neu Rituale des Heiligen in unserem Alltag zu entdecken und zu leben.
Heilige Menschen, die das leben, was sie vom Evangelium verstanden haben, können uns Vorbilder dafür sein.
Die Heilige Schrift ist ein besonderer Weg, mit dem Heiligen in Kontakt zu treten. In der „Ur-kunde“ des Glaubens erkennen wir den Heiligen und was er für uns will: das Leben!
Nicht zuletzt verbinden uns gerade Heilige Zeichen mit dem Heiligen: das Kreuzzeichen und andere Gesten und Haltungen, Segnungen und nicht zuletzt die sieben großen Zeichen des Heiligen, die Sakramente, in denen uns der Heilige spürbar begegnet.
„Denn es steht geschrieben: seid heilig, weil ich heilig bin.“ (1. Petrusbrief 1,16)
Pfr. Matthias Ohlig
Bild: Misereor-Hungertuch 2023 „Was ist uns heilig?“ von Emeka Udemba (c) Misereor