Programm
Einführung ins Thema: von Herrn Dr. Tambour: Edith Stein: Auf der Suche nach der Mitte
„Das persönliche Ich ist im Innersten der Seele ganz eigentlich zu Hause. Wenn es hier lebt, dann verfügt es über die gesammelte Kraft der Seele und kann sie frei einsetzen.“, schreibt die jüdisch-christliche Philosophin und Mystikerin Edith Stein. Und sie fügt hinzu, dass in dieser geheimnisvollen Tiefe, die Wohnung Gottes ist.
Hin und wieder tauchen wir in die Tiefe ein, doch nur, um kurz danach wieder an die Oberfläche zurückzukehren. Wie schwer fällt es uns, mit dieser Mitte in Verbindung zu bleiben. Zu sehr werden wir abgelenkt und von anderem beansprucht, fliehen vielleicht auch vor uns selbst. Aber nur wenn wir nachhaltig aus unserem tiefsten Selbst leben, kann die Tiefe ihre lebensformende Kraft entfalten. Edith Stein (1891- 1942) eine der großen Philosophinnen und Mystikerin des 20. Jahrhundert, auf der Suche nach Wahrheit und Sinn und schließlich Opfer des nationalsozialistischen Rassismus, gewinnt gerade in unseren Tagen an Aktualität. Als Philosophin beschäftigte sie sich in immer neuen Anläufen mit der Frage, was der Mensch sei. Schicht für Schicht deckte sie die Wesenszüge des Menschen auf, solange bis sie in die geistige Mitte vorstieß und die Offenheit aufdeckte, die den Menschen über sich selbst hinausführt.
Über mehrere Jahre reifte in ihr der Entschluss, sich taufen zu lassen. Teresa von Ávilas Autobiographie gab ihr den letzten Anstoß. Als Christin entdeckte sie den Reichtum ihrer jüdischen Tradition und sie empfand es als Privileg, aus demselben Volk wie Jesus zu stammen.
Nach Jahren öffentlichen Wirkens als Lehrerin, Rednerin und Dozentin musste sie 1933 aufgrund des Berufsverbots für Juden diese Tätigkeit aufgegeben. Edith Stein sah es als Chance, ihren lang gehegten Wunsch zu verwirklichen, Karmelitin zu werden. So trat sie in den Kölner Karmel ein. Auch hier konnte sie schriftstellerisch tätig sein. In ihrer letzten Arbeit „Kreuzeswissenschaft“ setzte sie sich schließlich mit der Theologie der Nacht des Johannes von Kreuz auseinander.
Ihre jüdische Herkunft wurde ihr schließlich zum Verhängnis. Nach einer Flucht vor den Nazis in den Karmel von Echt in den Niederlanden wurde sie zusammen mit ihrer Schwester Rosa im 2. August 1942 von der Gestapo festgenommen und nach Auschwitz verschleppt. Ihr Weg führte direkt in die Gaskammern, wo sie wenige Tage später als Tochter Israels und des Karmels starb.
Edith Stein, Philosophin, Mystikerin, Märtyrerin, Christin und Jüdin, Karmelitin und Kämpferin – in ihrer Person vereinigen sich zahlreiche Facetten eines Lebens. An diesem Tag wollen wir uns von Texten Edith Steins inspirieren lassen, uns auf die Suche nach der Tiefe machen.
Der Referent
Dr. Hans-Joachim Tambour katholischer Theologie, Studienleiter der Akademie St. Paul, Geistlicher Begleiter und Schulseelsorger widmet sich seit Jahrzehnten Themen der Spiritualität und Mystik. Er bietet neben Seminaren auch spirituelle Reisen nach Spanien, Irland und Schottland an. Im Mittelpunkt steht für ihn die Suche nach einer zeitgemäßen Form eines in Gott vertieften Lebens.
Kosten
20 € für Kopien und Referentenhonorar
Anmeldung:
Dr. Dietlind Langner
Auf der Lützelbach 13
35781 Weilburg
06471/2090
dietlind.langner@gmx.net
Foto: Peter Weidemann