Liebe Gemeindemitglieder, liebe Interessierte,
Zum Thema der diesjährigen Fastenaktion von Misereor „Was ist uns heilig ?“ hat der afrikanische Künstler Emeka Udemba ein Hungertuch geschaffen. Hungertücher verdeck(t)en in der Fastenzeit den Tabernakel und den reich geschmückten Hochaltar. Sie sind eine Art „Armenbibel“, die Menschen, die weder lesen noch schreiben können, die christliche Heilsgeschichte in Bildern erzählen. Weil wir täglich mit einer Fülle von Medien in Berührung kommen, sind wir es nicht mehr gewohnt, inne zu halten und ein einzelnes Bild näher zu betrachten. Deshalb wird es eine Zeit brauchen, bis wir die umfassende Botschaft im Bild erkennen. Die Fastenzeit lädt uns ein, inmitten einer krisengeschüttelten Welt zu entdecken, was uns heilig ist.
Ich lade Sie ein zu einer kleinen Einstiegs-Übung
Ich schließe die Augen und spreche das Wort „Heilig“ mehrmals und langsam, danach singe ich das „Heilig“ von Schubert:
Heilig, heilig, heilig. Heilig ist der Herr.
Heilig, heilig, heilig. Heilig ist nur er.
Er, der nie begonnen, er der immer war,
ewig ist und waltet, sein wird immerdar.
Ich spüre nach, welche Resonanz dieses Lied in mir auslöst.
Vielleicht kommt Ihnen ein inneres Bild – eine Landschaft, ein Kunstwerk , eine Begegnung, die Sie mit dem „Heiligen“ verbindet.
Diese Übungen können Sie wiederholen, wenn Sie an einem Ort sind, wo Sie gut bei sich sind. Worte und Bilder können eine enorme Tiefenwirkung haben.
Frühe Mönche haben das „Jesus- Gebet“ praktiziert. Es gibt verschiedene Varianten. In der kürzesten Form wird nur der Name meditativ wiederholt: „Jesus“ beim Einatmen und „Christus“ beim Ausatmen. In dieser meditativen Haltung treten sie in den Raum des „Heiligen“ ein. Er öffnet sich, wenn Menschen sich vertrauensvoll auf Gott einlassen. In unserer Zeit haben Christinnen und Christen dieses Gebet wiederentdeckt. Die Zeit, die sie in diesem Gebet verbringen, ist für sie heilig.
Und was ist Ihnen „heilig“ ?
Marion Lindemann, Gemeindereferentin