St. Bonifatius Wiesbaden

Gemeindebrief

Maria – Königin

GemeindebriefKatarzyna Klöckner

Maria ist als Königin des Alls vom Herrn erhöht, um vollkommener ihrem Sohn gleichgestaltet zu sein.

Am 2. April gab es im ZDF eine Sendung über die jungen Prinzessinnen, die künftigen Königinnen mehrerer europäischer Länder. „Jung, weiblich, Prinzessin - Europas künftige Königinnen“ – so lautete die Überschrift. In dieser Sendung ging es um fünf junge Frauen zwischen zwölf und 22 Jahren: Ingrid Alexandra von Norwegen, Estelle von Schweden, Catharina-Amalia der Niederlande, Elisabeth von Belgien und Leonor von Spanien. Sie alle sind in einer königlichen Familie geboren und müssen sich mit ihrer zukünftigen Aufgabe als Königin auseinandersetzen. Es ist nicht leicht, etwas Besonderes zu sein, das normale Leben ihrer Zeitgenossen nicht leben zu dürfen. Stattdessen - öffentliche Auftritte vor Kameras, immer gut gepflegt und schön gekleidet zu sein. Sie sollen Sympathien des Volkes gewinnen, damit die Monarchie in ihrem Land weiter gewollt ist und bestehen kann. Von ihnen erwartet das Volk, dass sie gute Königinnen werden, die das Land zusammenhalten, besonders in Ländern wie Spanien und Belgien, wo die Bevölkerung zersplittert ist. Eine riesige Aufgabe mit enormer Verantwortung, vor der die jungen Frauen gestellt werden.

Marienkrönung über dem Südportal des Straßburger Münsters (um 1220)
wikimedia.org/wikipedia/commons @Cancre

Wie war es damals mit Maria? Eine sechzehnjährige einfache Frau aus dem Volk Israel übernahm die Aufgabe und die Verantwortung, Mutter Gottes, Mutter des Erlösers, zu werden. Sie hatte kein normales Leben, weil der Heilige Geist und nicht ein Mann gewirkt hat, dass sie Mutter wurde. Sie hatte kein normales Leben, weil sie aus Angst, ihr Kind zu verlieren, fliehen musste. Sie lebte bescheiden und unauffällig in ihrer Familie. Sie hatte kein normales Leben, weil ihr Sohn am Kreuz umgebracht wurde.

Auf dieser Erde wurde Maria nicht als Königin verehrt. Sie ist Königin geworden im Himmel. In der Dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“ wurde vom Zweiten Vatikanischen Konzil formuliert: „Schließlich wurde die unbefleckte Jungfrau, von jedem Makel der Erbsünde unversehrt bewahrt, nach Vollendung des irdischen Lebenslaufs mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen und als Königin des Alls vom Herrn erhöht, um vollkommener ihrem Sohn gleichgestaltet zu sein, dem Herrn der Herren und dem Sieger über Sünde und Tod“. (LG 59)

Der Mai gilt kirchlich traditionell als „Marienmonat“. Die Gottesmutter wird in der christlichen Spiritualität als Sinnbild für die lebensbejahende Kraft des Frühlings und seine Fruchtbarkeit verstanden und als „Maienkönigin“ verehrt. Maria steht am Beginn des Heilswerkes Gottes und symbolisiert somit den „Frühling des Heils“.

Wie sehr Maria mit dem Frühling verbunden wird, zeigt sich unter anderem in dem Umstand, dass auf der südlichen Halbkugel der Marienmonat nicht im Mai, sondern im November, dem dortigen Frühling, gefeiert wird.

Maria ist auch die Königin des Friedens. Papst Paul VI. veröffentlichte am 29. April 1965 seine zweite Enzyklika mit dem Titel „Mense Maio“ (lateinisch Mense Maio instante = Beim Nahen des Monats Mai). Die Enzyklika trägt den Untertitel „Enzyklika des Papstes Paul VI. über Gebete im Monat Mai zur Erhaltung des Friedens“. Anlass war der 50. Jahrestag der ersten Marienerscheinung in Fátima am 13. Mai 1917.

Am 25. März 2022 weihte Papst Franziskus Russland und die Ukraine dem unbefleckten Herzen Marias: „Mutter Gottes, die du auch unsere Mutter bist, dir vertrauen wir uns an und feierlich weihen wir die Kirche und die ganze Menschheit, insbesondere Russland und die Ukraine, deinem Unbefleckten Herzen. Nimm diesen unseren Weiheakt an, den wir mit Vertrauen und Liebe vollziehen. Gib, dass der Krieg aufhört und schenke der Welt den Frieden.“

In unseren Kirchen brennen ständig Kerzen vor Mariendarstellungen – Pieta, Ikone der immerwährenden Hilfe, Marienfigur mit dem Mond unter ihren Füßen u.a. Die vielen Gebetskerzen zeigen, dass Maria von dem gläubigen Volk geliebt wird. Unzählige Menschen haben Hilfe in Not erfahren und die Gebete zur Mutter Gottes hören nicht auf:

Heilige Maria, bitte für uns.

Heilige Mutter Gottes, bitte für uns.

Du Mutter des guten Rates, bitte für uns.

Du Mutter des Erlösers, bitte für uns

Du Heil der Kranken, bitte für uns.

Du Zuflucht der Sünder, bitte für uns.

Du Trösterin der Betrübten, bitte für uns.

Du Hilfe der Christen, bitte für uns.

Du Königin der Familien, bitte für uns.

Du Königin des Friedens, bitte für uns.

(Aus der Lauretanischen Litanei)

Maria hat eine besondere Stelle bei Gott. Sie gehört nicht zu den zwölf Aposteln, auf denen die Kirche in ihrer Struktur aufgebaut wurde. Es gibt nicht wenige Menschen, die der Kirche aus unterschiedlichen Gründen ihren Rücken zugewandt haben, aber nicht der Mutter Gottes. Ihre Gebetskerzen brennen bei Maria. Treffend ist die Erzählung vom Himmel, wo der Heilige Petrus mit dem Schlüssel am Himmelstor steht und schaut, welche Menschen in den Himmel eingehen dürfen und welche nicht. Zu seinem großen Erstaunen stellte er fest, dass im Himmel auch die Menschen hineingekommen waren, die er am Himmelstor abgewiesen hatte. Wie war das möglich? Maria hat diese Menschen durch die Hintertür eingelassen. Die liebende Mutter sorgt weiter für ihre Kinder.

In der Sendung über die künftigen Königinnen Europas war der Glaube kein Thema. Ob die Prinzessinnen sich auch mit dem Glauben auseinandersetzen? Mögen die jungen Frauen gute Königinnen für ihre Länder werden!

Maria ist das Urbild des glaubenden und liebenden Menschen. Ihre Krone ist der Glaube und die Liebe. Als große Glaubende und Liebende ist sie ein Vorbild. Möge die Mutter Gottes auch uns helfen, immer tiefer glaubende und liebende Menschen zu werden!

Sr. Katrina Dzene, Gemeindereferentin