St. Bonifatius Wiesbaden

Mit St. Michael, St. Martin und St. Nikolaus zum inneren Licht

Gemeindebrief, Jugendliche, Kinder Familie MinisPhilippe Jaeck

Mit der Vorbereitung eines Familiengottesdienstes zu Erntedank bin ich auf die Aktivitäten von Waldorfkindergärten gestoßen. Diese begehen mit den Kindern bewusst die Jahreszeiten, wie sie von der Natur dargeboten werden. Die Jahreszeiten werden durch den Jahreszeitentisch in das Haus geholt. In diesem Zusammenhang markiert der Festtag St. Michaeli einen Wendepunkt im Jahr, weil sich ab diesem Zeitpunkt die Ernte dem Ende zuneigt. Damit steht die dunkle Jahreszeit, einhergehend mit dem Rückzug der Natur und auch dem von uns Menschen, im Vordergrund. Spannend ist dabei der Verweis auf die Feste von drei uns wohl bekannten Heiligen: der Heilige Michael (29. September), der Heilige Martin (11. November) und der Heilige Nikolaus (6. Dezember). Alle drei Heiligen würden, so die Beschreibung von einem der Waldorfkindergärten, in der dunklen Jahreshälfte zum inneren Licht führen.

Den drei Heiligen werden Eigenschaften zugeschrieben, die uns als Beispiel dienen können, um das eigene innere Licht zu entfalten. So steht der Heilige Michael für Willenskraft und Mut, weil er sich im Kampf gegen den Drachen, das Sinnbild des Bösen, für Gott und für das Gute einsetzt. Der Heilige Martin steht für das Fühlen und das Mitgefühl, weil er in einer kalten Winternacht seinen Mantel mit dem armen Mann am Wegesrand teilt, der Sankt Martin später im Traum als Christus begegnet ist. Der Heilige Nikolaus steht für das Denken und für das Gewissen, was von der Aussage her zu den christlichen Legenden Ähnlichkeit hat. Dort wird dem Heiligen Nikolaus ein hohes Maß an diplomatischem Geschick nachgesagt und es wird von seiner Barmherzigkeit erzählt. Nicht nur Sankt Michael, Sankt Martin und Sankt Nikolaus, sondern allen Heiligen, die wir verehren, werden besondere Wesenszüge zugeschrieben. Schauen wir dabei auf die Tradition des Allerheiligenfestes, so kann nur bestätigt werden, dass alle Heiligen zum inneren Licht führen. Es geht dabei aber nicht nur um eine innere Haltung, wie sie in der Waldorfpädagogik beschrieben ist. Vielmehr wird uns durch die Heiligen der Zugang zu Jesus Christus selbst als das Licht der Welt aufgemacht, denn die Heiligen sind dem Vorbild Christi gefolgt. Sie waren und sind somit Glaubenszeugen und damit ein Beispiel für uns.

Den Heiligen gedachten die frühen Christen im 4. Jahrhundert am Sonntag nach Pfingsten. Dabei wurde das Leben der Heiligen spiegelbildlich zum Ostergeschehen gesehen. Doch dieser Gedanke ist im 8. Jahrhundert verblasst. Stattdessen wurden die Heiligen in Verbindung mit dem Totenmonat November am ersten Tag dieses Monats verehrt. Papst Gregor der IV. setzte das Fest 835 offiziell in den kirchlichen Kalender ein. Dabei wird seither nicht nur an die offiziell heilig gesprochenen Menschen, sondern auch all derer gedacht, die ihr Christsein vor Gott konsequent gelebt haben. Diese sind, so hoffen und glauben wir, mit in das Auferstehungsgeschehen hinein genommen. Sie sind, wie es im Apostolischen Glaubensbekenntnis gebetet wird, „Gemeinschaft der Heiligen“ wie auch alle diejenigen, die am Heiligen – an der Eucharistie teilnehmen. Weil die Eucharistie die Gemeinschaft der Heiligen im Diesseits und Jenseits verbindet, berühren sich Himmel und Erde. Wir hoffen, für unsere Verstorbenen, dass sie in der Auferstehung an der Eucharistie, dem ewigen Gastmahl, teilhaben. Deshalb gedenken wir besonders an dem Doppelfest Allerheiligen und Allerseelen unserer Verstorbenen und wir beten für sie wie auch für uns. Und wir feiern, dass die Lebenden und die Toten durch Jesus Christus, dem inneren Licht, miteinander verbunden sind.

Weil Christus unser Leben hell macht, wie es exemplarisch bei den Erzählungen zum Heiligen Martin deutlich wird, tragen wir dieses Licht, welches auch für die Nächstenliebe steht, bei den Martinsumzügen mit den Laternen auf die Straße. Glücklicherweise können wir die Tradition der Sankt-Martins-Feiern und der dazugehörigen Umzüge nach zwei Jahren Pause fortführen. Einige der Sankt-Martins-Feiern finden intern statt, andere sind öffentlich: Martinsfeiern finden in unterschiedlichen Formen statt:

  • St. Mauritius: 8. November 2022, ab 17 Uhr, ökumenischer Gottesdienst und Sankt- Martins-Umzug mit Pferd und mit dem ökumenischen Kindergarten St. Mauritius und Evangelischen Thomasgemeinde

  • Maria Hilf: 10. November 2022, ab 17 Uhr, Gottesdienst und Sankt- Martins-Umzug mit der Kita Maria Hilf

  • Dreifaltigkeit: 10. November 2022, ab 17 Uhr, Gottesdienst und Sankt- Martins-Umzug mit Pferd und Martinsfeuer, mit der katholischen Kita Clemenshaus, der evangelischen Kita Käthe und mit dem Kinderfreundlichen Dichterviertel e.V.

  • St. Michael: Intern mit der Kita St. Michael

  • St. Andreas: Intern mit der Kita St. Andreas

  • St. Bonifatius: Intern mit der Kita St. Bonifatius

  • Heilige Familie: Intern mit der Kita Heilige Familie

  • St. Elisabeth: Intern mit dem Familiencafé, dem Nachbarschaftscafé Südost und der Kita St. Elisabeth

Weil das Licht für uns so lebenswichtig ist, begegnet es uns im November immer wieder bis hin zum Advent. Mit all diesen lichtreichen Ereignissen, die jetzt anstehen und die uns näher zu Jesus Christus bringen, wünsche ich eine gesegnete Winterzeit.

Carola Müller, Gemeindereferentin