St. Bonifatius Wiesbaden

Weihnachten 2020

GemeindebriefPhilippe Jaeck

Weihnachten 2020 in St. Bonifatius

Ein besonderes Weihnachtsfest in einem besonderen Jahr steht vor der Tür.

Weihnachten findet statt und zwar unter besonderen Corona-Regeln. Klicken Sie auf den Button, um die besonderen Regeln und alle Gottesdienste zu erfahren:


Was wird dieses Jahr mit Weihnachten?

Diese bange Frage bewegt Viele. Auch in den Diskussionen der für die Corona-Regeln Verantwortlichen spielt diese Frage mit.

Mehr noch als Ostern, das in der ersten Welle der Pandemie im Bewusstsein der Menschen quasi „ausgefallen“ ist, bewegt das Weihnachtsfest die Gemüter. Weihnachten ist das Fest, welches wie kein anderes mit liebgewonnenen Sitten und Bräuchen, mit viel Gefühl aufgeladen ist. Viele dieser Sitten und Gebräuche haben sich aber inzwischen verselbständigt. Vieles davon, so die üblichen Weihnachtsfeiern und Weihnachtsmärkte, findet gar nicht statt.

Auch wenn dieses Fest inzwischen so säkularisiert und kommerzialisiert ist; der Ursprung dieses Festes ist und bleibt nicht verschwunden. Und wenn es darum geht, dass in dieser Zeit eben nicht nur „White Christmas“, „Jingle Bells“ und „Driving Home for Christmas“ rauf und runter gespielt wird - ohne „Stille Nacht“ kommt kein Weihnachtsgefühl auf.

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Und immer noch verspüren Menschen, trotz sonstiger Ferne zur Kirche, an Weihnachten den Impuls doch einen Gottesdienst zu besuchen. Das wird dieses Jahr durchaus schwierig.Auch bei größtmöglicher Anzahl von Gottesdiensten, wird die beschränkte Teilnehmerzahl wenig bis keinen Spielraum lassen. Spontaneität ist da nicht möglich und viele werden enttäuscht werden, weil sie mit dem Prozedere der Anmeldung und Registrierung nicht vertraut sind. Ob Fernsehgottesdienste und Internet-Streaming das ersetzen können? Steht Weihnachten auf der Kippe?

Genauso wenig wie Ostern dieses Jahr letztlich nicht ausgefallen ist, genauso wenig wird Weihnachten ausfallen. Wir lassen uns Weihnachten nicht nehmen, weder durch die Verweltlichung, noch durch den Virus, dessen Eindämmung solche Regeln erfordert.

Auch wenn uns viele Vehikel, unsere Botschaft in die Welt zu tragen, genommen sind. Die Botschaft selbst lebt. Es ist schließlich eine unüberbietbare Botschaft:

Wenn wir dieses Kind in der Krippe feiern, dann feiern wir unseren Gott, dem wir nicht egal sind! Der Schöpfer nimmt sich seiner Geschöpfe nicht nur an. Er wird selbst Teil seiner Schöpfung. Der, der die Menschen geschaffen hat, wird selbst Mensch! Das kann man sich nicht einfach ausdenken.

„Schön gepredigt“… das werden Sie jetzt zu recht sagen.

Ja, Weihnachten darf sich nicht darin erschöpfen, solche Worte zu hören und sie vielleicht gläubig abzunicken.

Er wuchs auf in noch schlimmeren Zeiten, im Dreißigjährigen Krieg, in Zeiten von Mord und Totschlag, schrecklicher Seuchen, unvorstellbarer Grausamkeit: Johannes Scheffler, der sich Angelus Silesius nannte, schrieb später den für mich entscheidenden Satz:

„Wird Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren!“

Weihnachten geschieht nicht nur am 24. und 25. Dezember. Weihnachten geschieht in mir. Immer dann, wenn ich mich finde und offen bin, dass Gott in mir immer wieder geboren werden kann. Auch wieder schön gesagt… Sich selbst zu finden ist, weiß Gott, nicht einfach. Dazu braucht es den Rückzugsort, den Raum der Stille! Der Satz von Blaise Pascal: „Alles Unglück des Menschen kommt daher, dass er nicht mit sich in einem Zimmer sein kann“, zeigt die Schwierigkeit. Doch wer sagt uns, dass wir allen Schwierigkeiten aus dem Weg gehen sollen? Versuchen Sie es doch, es tut ja nicht weh. Vielleicht hilft uns diese erzwungene stillere Zeit dabei.

Diese Herausforderung anzunehmen, verspricht doch reiche Belohnung: Ich komme wirklich zu mir, gehe nicht verloren und lasse mich finden!

Feiern wir Weihnachten und zeigen, dass das Entscheidende zählt, allem zum Trotz:

Weihnachten findet statt!

Matthias Ohlig, Pfarrer
Foto: Matthias Ohlig