St. Bonifatius Wiesbaden

… weil kein Platz in der Herberge für sie war. Weihnachtsgeschichte(n) Teil 1

Aufsuchende Seelsorge, Gemeindebrief, CaritasPhilippe Jaeck

Jeder Mensch braucht ein Zuhause

Es ist eine denkbar schlechte Ausgangssituation in der sich die hochschwangere Maria befindet. Die Suche nach einer einfachen Herberge bleibt ohne Erfolg. Auch ihr Partner, Josef, ist machtlos. Sie sind ohne Obdach. Sie retten sich in einen Stall in einer Höhle. Es ist nicht gerade ein sicheres Zuhause, wo Jesu zur Welt kommt. Nach wenigen Tagen erfahren sie, dass ihr aller Leben in höchster Gefahr ist. Hals über Kopf flüchten sie in ein fremdes Land. Erst in Ägypten finden sie für einige Jahre ein sicheres Zuhause auf Zeit.

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Die Weihnachtsgeschichte fasziniert mich immer wieder. In ihr erkenne ich existenzielle Erfahrungen über das Ausgeliefertsein in einer chaotischen Welt, über die Suche nach Schutz und Geborgenheit, über menschliche Hoffnung und göttlichen Zuspruch. Gott offenbart sich denen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Sein Herz schlägt für die Bedürftigen, abseits von Berechenbarkeit, Macht und Herrschaft.

Yohana aus Eritrea wohnte in einer Asyl-Gemeinschaftsunterkunft im Hochtaunuskreis. Sie ist 28 Jahre alt und im 7. Monat einer Problemschwangerschaft. Das Ankommen in Deutschland und ihr Asylverfahren haben schon mehrere Jahre gedauert. Yiesef, ihr Partner, wohnt in einer Wohngemeinschaft in Wiesbaden. Das Zimmer ist klein. Alle Versuche gemeinsam eine Wohnung zu finden, sind bisher gescheitert. Sie wandten sich über die Caritas Migrationsberatung an die Pfarrei St. Bonifatius. Ein Anruf bei der kommunalen Wohnungshilfe Wiesbaden bringt alles ins Rollen. Nach 6 Wochen zeigen beide stolz ihren Mietvertrag. Jetzt kann sich Yohana in Ruhe auf die Geburt ihres Kindes vorbereiten.

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Familie L. ist eine 7-köpfige Familie. Nach ihrer Flucht aus Syrien wohnten sie zunächst bei Verwandten in einem Zimmer. Eine Wohnung fanden sie am Kirchort St. Mauritius vor über fünf Jahren. Aber nicht nur das. Gemeindemitglieder engagierten sich seither unermüdlich. Es seien Engel, sagte einmal Herr L. Die erwachsenen Kinder haben jetzt eine eigene Wohnung und einen Ausbildungsplatz. Die Eltern gingen zum Sprachkurs und fanden Arbeit. Der mittlere Sohn hat erfolgreich seine Schule abgeschlossen und ebenfalls eine Ausbildungsstelle gefunden. In seiner Freizeit engagiert er sich im Musikverein. Er regelt viel für seine Eltern. Zusammen mit seinen kleinen Geschwistern und seinen Eltern haben sie eine neue Wohnung gefunden.

Im Wohnprojekt „Arche“ des Caritasverbandes Wiesbaden und der Pfarrei St. Bonifatius leben vier junge Frauen aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern. Jede von ihnen hat ein Schicksal auf der Flucht und im Heimatland erlebt. Sie alle kamen als Minderjährige nach Deutschland und lebten bis zu ihrem 18. Lebensjahr in der Jugendhilfeeinrichtung Antoniusheim. Da sie keine eigene Wohnung finden konnten, sollten sie zurück in die Asylunterkunft. Kein idealer Ort zum Ankommen für junge Frauen. Wie die Arche Noah ist das Wohnprojekt ein Schutzraum und Zuhause auf Zeit. Zum ersten Mal können sie ihr eigenes Zuhause einrichten. In den Zimmern finden sich auch große bunte Poster mit Landesheiligen, Jesus Christus und religiösen Symbolen. Franziska Landgesell und Yunes Al Obaidi – Mitarbeiter des Caritas-Migrationsdienstes – begleiten die jungen Frauen bei ihren ersten Schritten in ein eigenständiges Leben. Nach einem Jahr wurde schon vieles erreicht: „Es ist schön zu sehen, wie die jungen Frauen in der Wohngemeinschaft „Arche“ ein Zuhause finden und ankommen können. Den Erfolg sieht man in den Integrationsschritten: Neben der Wohnung haben die jungen Frauen zum Beispiel eine Ausbildung zur Pflegehelferin begonnen, machen ein freiwilliges soziales Jahr oder besuchen die Berufsschule.“, so Daniel Naumann – Projektleiter der Caritas.

Was haben diese vier Beispiele gemeinsam? Es sind Geschichten übers Zuhause finden. Jeder Mensch braucht ein Zuhause. Es ist ein Grund- und Menschenrecht. Für mich sind es aber vor allem Geschichten über menschliche Hoffnung und göttlichen Zuspruch. Es sind Weihnachtsgeschichten über die wundersame Offenbarung Gottes abseits von Berechenbarkeit, Macht und Herrschaft.

Heiko Litz, Gemeindereferent
Foto: loulou Nash auf Pixabay