St. Bonifatius Wiesbaden

Ferien

Von „Holidays“ und „holy days“

GemeindebriefPhilippe Jaeck

Mitten im Sommer – die großen Sommerferien. Auch wenn nicht mehr alle als Schüler*innen davon profitieren, so sind die Sommerferien doch eine gewisse Zäsur im Jahr. Eine Zeit, in der viele Menschen Urlaub nehmen und sich eine Auszeit gönnen.

Nach einer Zeit intensiver Arbeit, die oft anders verläuft als gewohnt und uns täglich neuen Herausforderungen aussetzt, ist es wichtig, auch einmal zur Ruhe zu kommen. Gerade jetzt, da die Ferien da sind, sollten wir uns bewusst Zeit nehmen, um Abstand von all dem zu gewinnen und neue Energie zu tanken.

Im Englischen heißen die Ferien übrigens Holidays. Wenn man dem Wort auf den Grund geht, sind es im wahrsten Sinne des Wortes heilige Tage.

In der Bibel finden wir einige Anregungen dazu, wie wir diese freie Zeit nutzen können. Zwar kannte die Bibel den Begriff "Urlaub" im heutigen Sinn nicht, jedoch legt sie großen Wert auf Erholung. Sogar Jesus selbst suchte regelmäßig die Abgeschiedenheit, um neue Kraft zu schöpfen. Nach seiner Taufe zog er sich für 40 Tage in die Wüste zurück, um zu fasten, zu meditieren und den Versuchungen des Teufels zu widerstehen. Diese Zeit der Erholung war für ihn von großer Bedeutung, denn danach trat er gestärkt und gefestigt seine Aufgabe an, den Menschen das Evangelium zu verkünden.

Auch später nahm sich Jesus immer wieder Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Er stieg auf einen Berg, um zu beten, und zog sich in einsame Gegenden zurück. Diese Orte boten ihm die Möglichkeit, über den Dingen zu stehen und Gott ganz nahe zu sein.

Möglicherweise müssen auch wir nicht unbedingt an überfüllte Strände reisen, um Abstand vom Alltag zu gewinnen. Ein langer Spaziergang, eine Auszeit im Garten oder auf dem eigenen Balkon können ebenfalls dazu beitragen, Ruhe zu finden. Das Heilige in diesen Tagen besteht vielleicht darin, zu sich selbst zu finden und dadurch auch Gott näherzukommen. Jeder sollte für sich selbst überlegen, wo und mit wem er wirklich zur Ruhe kommt und wie er Abstand von der täglichen Routine gewinnen kann.

Es ist interessant zu bemerken, dass Gott selbst Ruhezeiten für sich und für uns geplant hat. Das dritte Gebot fordert uns auf, wenigstens einen Tag in der Woche alles stehen und liegen zu lassen – den Sabbat. Dieses Gebot bezieht sich auf die Schöpfungsgeschichte, in der Gott nach sechs Tagen der Arbeit einen Ruhetag einlegte. Das Sabbatgebot erinnert uns daran, dass wir Menschen ebenfalls regelmäßige Pausen brauchen. Es zeigt uns aber auch, dass heilige Tage und Auszeiten nicht nur auf lange Urlaubswochen beschränkt sind. Gott schenkt uns bereits in der Schöpfung kleinere Pausen und hat sie in den Zehn Geboten verankert, um unser Zusammenleben zu regeln und uns Menschen zu schützen. Diese Feiertagsruhe ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass der Mensch aus der Gnade Gottes lebt und nicht nur aus seinen eigenen Werken.

Mit diesem Hintergrund schauen wir doch noch einmal auf unsere Auszeit im Sommer: Besonders für junge Menschen sind freie Zeiten in den Sommermonaten von großer Bedeutung. Sie können ihnen die Möglichkeit geben, sich von den Herausforderungen des Schulalltags zu erholen, neue Erfahrungen zu machen und ihre Kreativität auszuleben. In den Sommermonaten haben junge Menschen oft mehr Freiheiten und weniger Verpflichtungen, Sie müssen nicht von einem zum nächsten Termin hetzen. Das ermöglicht ihnen, ihre Interessen und Leidenschaften zu verfolgen. Ob es darum geht, neue Hobbys zu entdecken, Sport zu treiben, die Natur zu erkunden oder einfach nur Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen - diese freie Zeit bietet eine wertvolle Gelegenheit, sich selbst besser kennenzulernen und sich persönlich weiterzuentwickeln.

In diesen Tagen bieten wir als Pfarrei mit den SommerErlebnisTagen, dem Zeltlager am Diemelsee oder der Segelfreizeit auf dem Ijsselmeer genau dafür Raum. Eine Zeit, von der die Kinder und Jugendlichen mit großer Wahrscheinlichkeit noch Jahrzehnte berichten. Es ist eben doch eine prägende Zeit – für das ganze Leben. Lieder mit Gitarre am Lagerfeuer, die zum Ohrwurm werden und selbst noch Jahre später textsicher gesungen werden können. Geschichten, die immer wieder erzählt werden, aber dennoch nicht langweilig werden und für heitere Momente sorgen. Gottesdienste an besonderen Orten, die auch noch lange später als Erwachsene berühren. Freundschaften, die entstehen. Das gute Essen. Die Gemeinschaftserfahrung. Und, und, und!

Wer einmal bei einer Freizeit dabei war, kann das sicher gut verstehen.

So ist es mir und sicher auch meinen Kolleg*innen und den zahlreichen Ehrenamtlichen Betreuern ein Herzensanliegen, diesen Raum für Kinder und Jugendliche weiter zu ermöglichen, sodass die Holidays zu wahren holy days werden und die Akkus für die nächste Zeit und das ganze Leben geladen werden.

Johannes Marx
Foto: Katarzyna Klöckner