St. Bonifatius Wiesbaden

Alle Jubeljahre ...

GemeindebriefPhilippe Jaeck

Diese Redewendung verwenden wir, wenn etwas selten stattfindet.

„Alle Jubeljahre…“ hat viel mit dem nächsten Jahr zu tun. Denn an diesem Heiligen Abend wird Papst Franziskus das nächste reguläre „Heilige Jahr“ oder „Jubeljahr“ eröffnen.

Was ist ein „Heiliges Jahr“?

Im Alten Testament finden wir die Vorschrift, dass alle 50 Jahre ein „Erlassjahr“ (hebräisch schenat hajobel) stattfinden soll. In diesem Jahr sollen die Schulden erlassen werden und ein Ausgleich für Landbesitz in Israel stattfinden. In der Lateinischen Bibelübersetzung wird dafür das Wort „annus jubilaeus“ gewählt. Unser Wort „Jubiläum“ kommt auch davon her.

An diese biblische Tradition knüpft indirekt an, in bestimmten Abständen in der Katholischen Kirche ein „Heiliges Jahr“ (annus sanctus) oder eben ein „Jubeljahr“ (annus jubilaeus) zu feiern.

Das erste Heilige Jahr hatte Papst Bonifaz VIII. für das Jahr 1300 ausgerufen. Mit dem Versprechen auf Ablass wurden die Pilger zur Wallfahrt nach Rom aufgerufen.

Zuerst sollten diese Heiligen Jahre alle 100 Jahre stattfinden. Doch schon nach 50 Jahren wurde das nächste begangen. Danach wechselte der Rhythmus von alle 33 Jahre (Lebensjahre Jesu) auf seit 1450 alle 25 Jahre. So findet das nächste Heilige Jahr turnusgemäß 2025 statt.

Die Zeitspanne zwischen den Heiligen Jahren führt dazu, dass man im Leben nur zwei oder drei dieser Jahre erlebt, eben „alle Jubeljahre…“

Es gab aber auch bisher drei außerordentliche, also zusätzliche Heilige Jahre. Papst Pius XI. hatte für 1933 ein Heiliges Jahr zum Gedenken an 1900 Jahre Passion und Auferstehung des Herrn abgehalten. Papst Johannes Paul II. hat 1983/1984 das Heilige Jahr der Erlösung und Papst Franziskus 2016 das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen.

Daneben haben die Päpste Pius XII. und Johannes Paul II. jeweils ein Marianisches Jahr einberufen.

Es gibt auch außerhalb der weltkirchlichen Tradition in Rom auch regionale Heilige Jahre. Am bekanntesten ist das Heilige Jahr in Santiago de Compostela. Es wird in den Jahren gefeiert, wenn der Jakobustag (25. Juli) auf einen Sonntag fällt.

Die Heilige Pforte

Gedenkstätte für den Heiligen Paul VI. im Neuen Dom von Brescia: der verletzte Papst kniet auf der Schwelle der Heiligen Pforte

Ein Heiliges Jahr beginnt seit dem Jubeljahr 1500 mit der feierlichen Öffnung der „Heiligen Pforte“, einem besonderen Portals des Petersdoms. Diesen Ritus hat der eher berüchtigte Papst Alexander VI. Borgia eingeführt. In der Zeit zwischen den Heiligen Jahren ist dieser Zugang zugemauert. Mit einem besonderen kunstvoll gestalteten Hammer wird mit dreimaligen Anschlagen symbolisch die Mauer geöffnet. Das Mauerstück, eine große Marmorplatte, das vorher entsprechend vorbereitet wurde, wird dann niedergelegt und entfernt. So war es zumindest bis zum Heiligabend 1974. Denn bei der Öffnung der Pforte durch Papst Paul VI. fielen bei der Entfernung der Marmorplatte Gipsbrocken von der Vermauerung herunter und trafen den Papst an der Schulter! Der Heilige Vater feierte daraufhin die Riten der Eröffnung und die Christmette unter Schmerzen. Deshalb wird heute die Mauer schon vor der feierlichen Öffnung entfernt und der Ritus durch das Aufstoßen der Türen vollzogen.

Im Heiligen Jahr ist gerade das Durchschreiten der Pforte mit dem Ablass-Versprechen verbunden.

Auch in den anderen drei päpstlichen Basiliken, Lateran, Sta. Maria Maggiore und St. Paul vor den Mauern, werden Heilige Pforten geöffnet.

Seit dem Heiligen Jahr 1550 gehört neben dem betenden Durchschreiten der Heiligen Pforte, vermittelt durch den Heiligen Philipp Neri, die Wallfahrt zu den sieben Hauptkirchen in Rom, neben den vier päpstlichen Basiliken noch St. Lorenz vor den Mauern, Heiliges Kreuz von Jerusalem und St. Sebastian vor den Mauern, zu den Riten für die Heilig-Jahr-Pilger.

Am Ende des Jahres werden die Pforten wieder feierlich geschlossen. Früher hatte der Papst symbolisch mit einer besonderen Kelle die Pforte wieder vermauert.

Themen der Heiligen Jahren

Der Heilige Papst Paul VI. hat eine neue Tradition begründet, indem er das reguläre Heilige Jahr unter ein Leitwort „Erneuerung und Versöhnung“ gestellt hat. Dafür wurde eigens das Hochgebet „Versöhnung – Bund des Friedens“ eingeführt.

Der Heilige Papst Johannes Paul II. gab dem regulären Heiligen Jahr 2000 zum Jahrtausendwechsel das Motto „Christus – gestern, heute und in Zukunft“.

Das Heilige Jahr, auf das wir zugehen, trägt den Titel: „Pilger der Hoffnung“!

Das Heilige Jahr für uns

Eine Pilgerfahrt nach Rom zu den Apostelgräbern ist immer, besonders natürlich in einem Heiligen Jahr, eine wunderbare Sache!

Doch ein Heiliges Jahr ist auch unabhängig davon ein besonderes Jahr, es ist ein Aufruf zur Erneuerung und verbindet uns im Gebet und in unserer persönlichen Pilgerschaft der Hoffnung, gerade an dem Ort, an den wir in unserem Leben gestellt sind, mit der ganzen Kirche!

So können wir immer wieder, sowohl in der Vorbereitung auf das Jubeljahr als auch während des Jahres, in das Gebet unseres Papstes einstimmen.

Gebet von Papst Franziskus zum Heiligen Jahr 2025

Vater im Himmel,
der Glaube, den du uns in deinem Sohn
Jesus Christus, unserem Bruder, geschenkt hast,
und die Flamme der Nächstenliebe,
die der Heilige Geist in unsere Herzen gießt.
erwecke in uns die selige Hoffnung
für die Ankunft deines Reiches.

Möge deine Gnade uns zu
fleißigen Säleuten des Samens des Evangeliums verwandeln,
mögen die Menschheit und der Kosmos auferstehen
Zu zuversichtlicher Erwartung
des neuen Himmels und der neuen Erde,
wenn die Mächte des Bösen besiegt sein werden
und deine Herrlichkeit für immer offenbar sein wird.

Möge die Gnade des Jubiläums
in uns Pilgern der Hoffnung
die Sehnsucht nach den kommenden Gütern erwecken
und über die ganze Welt
die Freude und den Frieden
unseres Erlösers gießen.

Gepriesen bist du, barmherziger Gott,
heute und in Ewigkeit.

Amen

Pfr. Matthias Ohlig