Der Oktober gilt traditionell als der Rosenkranz-Monat. Die Entstehung des Rosenkranzgebetes geht auf das 13. Jahrhundert zurück.
Der Oktober gilt traditionell als der Rosenkranz-Monat. Wie ist dieses Gebet, das von sehr vielen Menschen bis heute gebetet wird, entstanden?
Legende über die Marienerscheinung an den Hl. Dominikus
Nach alter Überlieferung soll der heilige Dominikus, Gründer des Predigerordens, bei einer Marienerscheinung im Jahre 1208 die heutige Form des Rosenkranzes empfangen haben. Anfang des 13. Jahrhunderts blühte eine neue Sekte, bekannt als Albigenser oder Katharer, im Süden Frankreichs auf. Der fromme und kluge Papst Innozenz III. schickte Bischöfe, Prälaten und Priester nach Südfrankreich, um die Gläubigen zum rechten Glauben zurückzubringen. Unter diesen Missionaren war der hl. Dominikus aus Spanien.
Dominikus war ein Mensch des intensiven Gebetes. Täglich während der Nacht kniete er vor dem Bild Mariens und flehte mit Bitten, Tränen und strengen Bußen ihre Mutterliebe um Erbarmen gegen das verirrte Volk an. Im Jahr 1208 erschien ihm die Muttergottes, während des Gebets in der Kirche „Notre Dame de Prouille“ und tröstete ihn liebreich und sprach: „Dein Werk wird gelingen, halte nur die Leute mehr zum Beten an und erkläre ihnen die Glaubenslehre in recht einfacher, leicht verständlicher Sprache“. Sie lehrte ihm angeblich den großen Rosenkranz in 15 Gesetzlein mit 15 Betrachtungen über das Leben, Leiden und die Verherrlichung Jesu und seiner Mutter. Dank dieses Gebetes verließen die betrogenen Irrgläubigen zum größten Teil den Irrtum und kehrten in den Schoß der katholischen Kirche zurück.
Verbreitung des Rosenkranzgebetes durch den Predigerorden
Die große Verehrung der Jungfrau Maria durch den hl. Dominikus ging auf den Predigerorden über. Alanus von Rupe verbreitete den Psalter Mariens und gründete 1470 in Douai (Nordfrankreich) die Bruderschaft vom Psalter Jesu und der Gottesmutter Maria. Der Psalter des Alanus zählte 15 Vaterunser, 150 Ave Maria und 150 Geheimnisse aus dem Leben Jesu und Marias.
Am 8. September 1475 errichtete Jakob Sprenger in der Dominikanerkirche in Köln eine Rosenkranzbruderschaft. Das prominenteste Gründungsmitglied war Kaiser Friedrich III.
Hier eine kurze Entstehungsgeschichte: Karl der Kühne, Herzog von Burgund und Luxemburg, hielt seit sechs Monaten das kurkölnische Neuss besetzt. Vertreter des Kölner Stadtrates machten sich zum Konvent der Dominikaner auf und baten um Rat, „wie man den Höchsten versöhnen und die Gefahr abwenden könne“. Prior Jakob Sprenger fand, der Rosenkranz sei die geeignete „Waffe“. Am Fest Mariä Geburt 1475 gründete er eine Rosenkranzbruderschaft. Zu deren Regel gehörte es, pro Woche drei Rosenkränze zu 50 „Ave Maria“ und 5 „Vater unser“ zu beten. Im rechten Kirchenschiff wurde ein Altar mit Tafelbild (bildliche Darstellung auf flachem, festem Material) aufgestellt und viele Menschen kamen zum Gebet. Dann passierte etwas Unerwartetes: Der päpstliche Legat konnte Karl den Kühnen zum Friedensschluss mit Kaiser Friedrich bewegen. Die Belagerung von Neuss wurde ohne kriegerische Auseinandersetzungen beendet. Der Friedensschluss kam so unerwartet, dass Menschen darin einen Beweis für die Wirksamkeit des Rosenkranzgebetes sahen.
Von Köln ging eine rasch wachsende Bewegung aus, die das Rosenkranzgebet bald zur volkstümlichsten Andacht der katholischen Kirche machte. Die Predigerbrüder sorgten für die Verbreitung des Rosenkranzes durch Predigten, Schriften und die Errichtung von Bruderschaften.
7. Oktober – Fest von Unserer lieben Frau vom Rosenkranz
Als die Türken das Abendland bedrohten, rief Papst Pius V., Dominikaner, die Christenheit zum Rosenkranzgebet auf. Die christliche Flotte siegte am 7. Oktober 1571 bei Lepanto über die Türken. Nach der Legende beobachtete Pius V. in einer Vision die tobende Schlacht und konnte sie aus seinem Schlafzimmer in Santa Sabina mit Hilfe des Rosenkranzgebetes beeinflussen. (Heute ist dieses Schlafzimmer zu einer Kapelle umgestaltet und enthält eine Darstellung dieser Legende: Engel halten eine Art Leinwand ausgespannt. Darauf nimmt das Geschehen seinen Lauf. Davor kniet der Papst und betet erfolgreich den Rosenkranz.) Zur Erinnerung an diesen Sieg gestattete der Papst den Predigerbrüdern alljährlich ein Fest „Unserer Lieben Frau vom Siege“ zu feiern.
1716 standen die Osmanen, die muslimischen Türken, bei Peterwardein im heutigen Ungarn erneut christlichen Heeren gegenüber. Wieder wurde der Rosenkranz gebetet und wieder siegten die Christen. Jetzt schrieb der Papst Clemens XI. die Feier des Rosenkranzfestes für die Gesamtkirche vor.
Das Rosenkranzgebet in Variationen
Mit dem Rosenkranzgebet machen die Gläubigen auch heute unterschiedliche Erfahrungen. Mir in die Hände kam ein Bericht aus dem Buch von Oswald von Nell-Breuning „Anekdoten-Erinnerungen – Originaltexte“, den ich gerne mit Ihnen teilen möchte:
Johannes zu Eltz, damals Seminarist in Sankt Georgen, und Pater Bertsch, damals Hochschulrektor, hatten etwas im Jahr 1985 an der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt ein sogenanntes „Theologisches Forum“ zum Rosenkranzgebet vorbereitet. Vier Generationen sollten von ihren Erfahrungen mit diesem Gebet berichten. Die beiden ältesten Generationen waren vertreten durch Pater Oswald von Nell Breuning.
Johannes zu Eltz und Pater Bertsch hatten sich ausgemalt, sie stellen Pater Oswald von Nell Breuning einen Stuhl hin – er war ja immerhin schon fünf- oder sechsundneunzig. Den hat er großzügig übersehen, hat sich an der Rückenlehne festgehalten und ist dann stehengeblieben.
Zunächst hatte Johannes zu Eltz vom Rosenkranzgebet erzählt: „Das Rosenkranzgebet ist eines der anspruchsvollen Gebete.“ Dann Pater Bertsch: „Das Rosenkranzgebet ist eines der anspruchsvollen Gebete.“ Dann kam Pater Oswald von Nell Breuning und sagte: „Das Rosenkranzgebet ist für mich das einfachste Gebet, was es gibt.“ Damit war alles, was einen Stunde vorher gesagt worden war, null und nichtig. „Ich bete den Rosenkranz, seit ich Abitur gemacht habe, das war im Jahr 1908.“ Da lag schon alles am Boden vor Lachen.
„Als Herr zu Eltz mich bat, heute Abend zum Rosenkranzgebet zu sprechen, betete ich zum Heiligen Geist, er möge mir doch ein paar kluge Gedanken eingeben. Nun, der Heilige Geist hat mich im Stich gelassen. Sie müssen mit meinen Gedanken vorliebnehmen.“ Und so ging das dann eine Dreiviertelstunde, es war köstlich!
Dann hat er zum Beispiel gesagt: „Ich bete Rosenkranz immer, wenn ich abends zu Bett gehe, und dann schlafe ich ab und zu ein und bin immer froh, wenn ich wach werde und die Stelle wiederfinde, wo ich aufgehört habe.“
An dieser Stelle möchte ich, die Autorin dieses Artikels, erzählen, wie es mir mit dem Rosenkranzgebet ergangen ist. Als ich mich vom evangelisch-lutherischen Glauben zum Katholizismus konvertierte, wollte ich alles so machen, wie es in der katholischen Kirche üblich ist. Dazu gehörte auch das Rosenkranzgebet. Ich fand es schrecklich, dieses, für mich damals monotone Gebet, zu beten; es fühlte für mich wie Stroh an. Trotzdem betete ich es und habe gelernt, dass montags und donnerstags die freudenreichen Geheimnisse gebetet wurden, dienstags und freitags- die schmerzhaften, und mittwochs und samstags der glorreiche Rosenkranz dran war. Wie froh ich war, dass sonntags, wie ich es damals verstanden hatte, ich von diesem Gebet „befreit“ war.
Jetzt, nach vielen Jahren Erfahrungen mit diesem Gebet, hat sich das Stroh in Blumen und das Monotone in das Mediative verwandelt. Ich fühle mich mit Jesus verbunden, wie die Bibel von ihm und seiner Mutter erzählt. Ich freue mich, dass zu den drei Teilen des Rosenkranzes inzwischen noch zwei dazu gekommen sind: die lichtreichen und die trostreichen Geheimnisse. Und ich bete dieses Gebet auch Sonntags. Für mich ist der Rosenkranz wie der Atem für meine Seele. Wenn ich während des Betens in Gedanken abschweife, betet die Seele trotzdem weiter.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Rosenkranzgebet gemacht?
Sr. Katrina Dzene, Gemeindereferentin
Foto: Joachim Schäfer, Ökumenisches Heiligenlexikon