Wir Menschen sind Suchende. Wir merken, dass uns etwas fehlt und das macht uns unruhig. Dann gehen wir auf die Suche. Ich weiß es nicht, wie es Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, damit geht. Ich versuche dann, etwas in meinem Leben äußerlich zu verändern, um meine Unruhe los zu werden. Bringt die Veränderung wirklich die erhoffte Ruhe und Zufriedenheit in meinem Herzen? Eher selten. Woran liegt das?
Ich merke bei mir, dass ich oft Ideale suche, die auf der Erde gar nicht zu finden sind. Die Enttäuschungen bringen mich dann dankenswerterweise wieder zurück in die Realität, die ich nicht so haben will, wie sie eben ist. Das ist die Tatsache, dass es keine ideale Ordensgemeinschaft gibt, keine idealen Eheleute oder Lebensgefährten, keine idealen Eltern, keine idealen Kinder, keinen idealen Pfarrer und keine ideale Kirchengemeinde, kein ideales Team an meinem Arbeitsplatz usw.
Wenn ich ehrlich bin, verbergen sich hinter diesen Idealen meine eigenen Wünsche, meine unerfüllten Sehnsüchte. Das sind meine Wünsche nach Anerkennung, Zuwendung, Liebe - danach suche ich. Wenn diese Wünsche irgendwann nicht gestillt werden, können sie mich süchtig machen. Für die Süchte gibt es eine reiche Palette: Geld, Besitz, Fernsehen, Essen, Sex, Internet, Spiele, Drogen usw. Sie täuschen ein erfülltes und glückliches Leben vor, aber am Ende schaden sie den Menschen. Die Suche ist dann fehlgeschlagen. Es ist schwer, aus diesem Teufelskreis herauszukommen, wenn jemand da hineingeraten ist. Vielleicht merke ich gar nicht, dass ich mich in so einem Teufelskreis befinde.
Jesus sagt: „...sucht und ihr werdet finden…“ (Lk 11, 9). Wir werden finden, was uns fehlt, wenn wir im Sinne Gottes suchen. Jesus selbst zeigt uns den Weg. Er lebte den Willen seines Vaters. Jesus nahm die Realität des Menschseins, so wie sie ist, an. Er kannte Glück und Zufriedenheit, aber auch Ablehnung, Verleumdung, Ärger, Ängste und Leiden. Jesus wusste sich als den geliebten Sohn des Vaters, deshalb ließ er sich von seinem Weg nicht abbringen.
Ja, diesen Weg Jesu will ich gehen, den Willen Gottes in meinem Leben suchen und als geliebte Tochter Gottes leben. Auf diesem Weg bin ich nicht alleine. Wir gehen diesen Weg zusammen als Kirche, als Volk Gottes.
Was findet unser Bischof bei seinem Besuch bei uns in St. Bonifatius?
Bestimmt keine ideale Kirchengemeinde, sondern eine reale – so, wie wir eben sind. Und wir sind geliebte Kinder Gottes.
Zum Schluss möchte ich einen Text von Rumi, einem islamischen Mystiker und Dichter (1207–1273), zitieren, den ich sehr schön finde:
Lauf nicht davon
Du fragst nach den Sternen -
lauf vor den Nacht nicht davon.
Du fragst nach einer Rose -
lauf vor den Dornen nicht davon.
Du fragst nach dem Leben -
lauf vor dem Sterben nicht davon.
Du fragst nach der Liebe -
lauf vor der Enttäuschung nicht davon.
Du fragst nach dem Geliebten -
lauf vor dir selber nicht davon.
Was suchen Sie? Viel Erfolg bei Ihrer Suche!
Sr. Katrina Dzene, Gemeindereferentin