St. Bonifatius Wiesbaden

„einfach gut sein“

Aufsuchende Seelsorge, GemeindebriefPhilippe Jaeck

das Leitbild des St. Josefs-Hospitals bekommt besonderes Gewicht

Anlässlich des 200. Geburtstages von Florence Nightingale (*12. Mai 1820), der großen britischen Krankenschwester, Statistikerin und Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege und einflussreichen Reformerin des Sanitätswesens und der Gesundheitsfürsorge und des 200. Geburtstages der Hl. Katharina Kasper (* 26.  Mai 1820), der Gründerin der Kongregation der Armen Dienstmägde Jesu Christi, die das Gesundheitswesen in Wiesbaden ab 1860 maßgeblich geprägt haben, wurde in einer Kick-off-Veranstaltung am 13. Januar 2020 das Jahr der Pflegekräfte und Hebammen im St. Josefs-Hospital eröffnet. Etliche Veranstaltungen für die Mitarbeitenden unter dem Leitwort ‚Wir leben Verantwortung‘ waren geplant.

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Wer hätte da ahnen können, dass sich das Jahr ganz anders gestalten wird. Durch die Pandemie wurden fast alle Veranstaltungen zum Jahr der Pflegekräfte und Hebammen abgesagt.

Die Vorbereitungen um eventuell eine großen Zahl von Covid-19-Patienten aufnehmen zu können, die Anspannung, der die Mitarbeitenden ausgesetzt waren, und die ständigen Updates der Handlungsanweisungen rückten nicht nur die Krankenpflege unter dem Stichwort ‚systemrelevant‘ in einen besonderen Fokus, sondern stellten auch für die Seelsorge eine besondere Herausforderung dar:

Durch das absolute Besuchsverbot haben viele Patienten sehr eingeschränkte persönliche soziale Kontakte. Vieles versuchen die Mitarbeitenden aufzufangen, wir von der Seelsorge haben den Botendienst übernommen und bringen persönliche Dinge von der Pforte/Info zu den Patienten. Dadurch ergeben sich Gespräche, die sich oft in einer längeren Begleitung fortsetzen…. einfach gut sein!

Leider ist alles ehrenamtliche Engagement („Grüne Damen“ und Team der Patientenbibliothek) derzeit nicht möglich. Dadurch fehlt ein Angebot, das für viele Patienten üblicherweise eine Hilfe aber auch eine willkommene Abwechslung während des Aufenthaltes darstellt.

In seiner Pfingstpredigt am 31. Mai 2020 im Limburger Dom führte unser Bischof Dr. Georg Bätzing aus:

Sind Kirche und Religion „systemrelevant“? In den Diskussionen der zurückliegenden Wochen wurde auch diese Frage gestellt. Dass die politisch Handelnden über längere Strecken bei ihren Überlegungen die Religionsgemeinschaften oft schlichtweg außen vor ließen, das hat mich nachdenklich gemacht. Dass wir bei aller wunderbaren Kreativität und einer erstaunlichen Breite medialer Angebote doch in den Grundvollzügen der Seelsorge weiterhin erheblich eingeschränkt sind, das bereitet mir Sorge. Dass unser Bundespräsident am 10. Mai 2020 nach einem Gottesdienstbesuch die Haltung der Kirchen mit unseren Angeboten öffentlich hervorgehoben hat, das hat mich gefreut. Wirklich beunruhigt bin ich, wenn Krankenseelsorger, von denen wir annehmen, sie seien in dieser Zeit der vielen existentiellen Nöte besonders gefordert, von sich selber sagen, sie seien aufgrund mangelnder Nachfrage doch eben nicht „systemrelevant“ – nicht, weil wir nicht präsent sein wollen, sondern weil wir von vielen in der säkularen Welt offensichtlich nicht mehr als relevant wahrgenommen werden.

Diese Erfahrung können wir Seelsorger/innen im JoHo nicht machen. Wir fühlen uns gebraucht und gefordert. Die Pandemie geht sicher an das Selbstverständnis der Krankenhausseelsorge: es wird sehr deutlich, dass das Krankenhaus ein Ort kirchlichen Lebens ist. – Im System Krankenhaus ist die Seelsorge menschenrelevant: Dasein für die Kranken, die Angehörigen und für die Mitarbeiter/innen.

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einfach gut sein, in dem man Zeit schenkt oder seine Hilfe anbietet, ‚Verantwortung leben‘, indem man die Situation als Herausforderung annimmt und so (auch) ein Glaubenszeugnis gibt.

Täglich besuchen Menschen ‚von draußen‘ die Gottesdienste in der Hauskapelle oder die stille eucharistische Anbetung, die von einer Gruppe ins Leben gerufen wurde und die jeweils an vier Wochentagen alle Anliegen unseres Hospitals im Gebet mitträgt……auch eine Art und Weise das ‚einfach gut sein‘ zu leben, gerade in dieser belasteten Zeit.

Klaus Krechel, Krankenhauspfarrer
Foto:
Ausschnitt H. Lenthall / Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9826164