Wer von uns öfter im Leben mit einem Flugzeug unterwegs gewesen ist, kennt die Erfahrung, wie die Flugmaschine an einem düsteren Tag den Weg durch die grauen Wolken bahnt und nachher das Gefühl, in einer ganz anderen Welt angekommen zu sein, wenn die Wolken unter uns liegen und der blaue Himmel mit der strahlenden Sonne uns begrüßt.
An den grauen Novembertagen denke ich ab und zu an die Sonne und den blauen Himmel, die über den Wolken sind und die meinen Augen verborgen bleiben. Weil wir im November unserer Verstorbenen gedenken, denke ich an meine Familienmitglieder, die hoffentlich im Himmel bei Gott sind. Ich liebe das Fest der Allerheiligen, weil ich bei diesem Fest eine starke Verbundenheit mit der himmlischen Gemeinschaft empfinde.
Im November wird in unserem Land an die vom nationalsozialistischen Regime organisierte Vernichtung von Juden im Deutschen Reich erinnert. Das waren Grausamkeiten, die sich nie mehr wiederholen dürfen. Wenn wir unsere Welt jetzt anschauen, geschieht zum großen Bedauern die Verachtung und Vernichtung von Menschen in verschiedenen Ländern weiter. Mich tröstet der Glaube, dass diese Welt nicht die einzige Welt ist. Es gibt das Reich Gottes, wo nicht das Böse, sondern das Gute siegt. Gott hat das letzte Wort.
Am letzten Sonntag vor dem Advent feiern wir Christus als König, der über die Welt herrschen wird, wenn er auf die Erde zurückkehrt. Hier ist zu erwähnen, dass das Christkönigsfest politisch ist. Nach der Verwüstung durch den Ersten Weltkrieg schrieb Papst Pius XI. 1925 in der Einleitung seiner Enzyklika „Quas Primas“: „Jene Flut von Übeln hat eben deshalb die Welt überschwemmt, weil die meisten Menschen Jesus Christus und sein heiligstes Gesetz sowohl aus ihrem persönlichen Lebenswandel als auch aus der häuslichen Gemeinschaft und dem öffentlichen Leben verbannt haben“. Papst Pius XI. führte ein Fest für Christus den König ein. Es sollte den Gläubigen die Bedeutung von Jesus für die Welt und das Universum vor Augen führen. Wie wichtig das Christkönigsfest nur ein Jahrzehnt später werden sollte, konnte Pius XI. nicht ahnen. In der Zeit des Nationalsozialismus entwickelte sich der Tag zu einem wichtigen Widerstandssymbol: Junge Katholiken nutzten die Feier, um sichtbare Zeichen gegen den Führerkult zu setzen. Auch heute ist dieses Fest ein Zeichen gegen die Diktatoren und Kriegsführer unserer Zeit.
Als Christen haben wir den Auftrag, das Licht vom Gottesreich in unsere dunkle Welt zu tragen. Die Gedenktage der Heiligen im November - des heiligen Bischof Martin, der Heiligen Elisabeth von Thüringen und anderen - sind für uns Vorbilder und ermutigen uns, die tätige Liebe Gottes an unsere Mitmenschen weiterzugeben.
Der November ist ein an Ereignissen reicher Monat, und wir sind eingeladen, mitzuwirken. Wenn die Wolken doch zu trübe scheinen, kann vielleicht das Lied von Reinhard Mey die Stimmung etwas erhellen:
„Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.
Alle Ängste, alle Sorgen sagt man
Blieben darunter verborgen und dann
Würde was uns groß und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein.“
Sr. Katrina Dzene, Gemeindereferentin