St. Bonifatius Wiesbaden

Das höchste Fest

GemeindebriefPhilippe Jaeck

Ostern ist das höchste Fest der Christenheit. Von Ostern her haben sich alle anderen Feste entwickelt. Das Fest der Auferstehung Jesu Christi ist der Grund, warum wir jeden Sonntag zum Gottesdienst zusammenkommen. Der Sonntag ist der erste Tag der Woche, der Tag, an dem Jesus auferstanden ist. Der Sonntag ist für uns Christen nicht der müde Ausklang eines „Wochenendes“. Nein: Sonntag ist Ostern. Mit dem Sonntag beginnt die neue Woche, weil mit Ostern alles neu begonnen hat.

Ostern ist das höchste Fest – und das ganz zu Recht. Denn die Auferstehung Jesu gibt die letzte gültige Antwort auf die Fragen unserer menschlichen Existenz. Es geht um Leben und Tod. Es geht um die Frage nach dem Sinn unseres Daseins, nach dem eigentlichen und umfassenden Lebensglück, nach dem wir Menschen ausgreifen.

Der Apostel Paulus stellt im ersten Korintherbrief eine herausfordernde Frage, mit der er die Bedeutung der Auferstehung Jesu deutlich macht: Was wäre wenn…? „Was wäre, wenn Christus nicht auferweckt worden wäre? Dann wäre unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos“ (vgl. 1 Kor 15, 12 ff.). Die gesamte Botschaft des christlichen Glaubens wäre dann nur Lug und Trug. Paulus spricht dann weiter die Verlorenheit des Menschen überhaupt an. Von daher bedeutet dies: Wenn es keine Auferstehung gäbe, dann gäbe es auch keine letzte Hoffnung für den Menschen auf Erfüllung und auch nicht auf eine alles umgreifende Gerechtigkeit, die allein Gott jenseits unserer Geschichte aufrichten kann. Der Tod wäre dann das letztgültige Prinzip des Lebens. Dann wäre halt nach dem Tod Schluss für alle. Die einen hatten vielleicht Glück im Leben (aber wozu?) und andere hatten dann halt Pech. Aber soll unser Leben am Ende wirklich so absurd gewesen sein?

Manche sagen heute: Hauptsache, dass der Mensch an irgendetwas glaubt, das ihm hilft, über manches im Leben besser hinwegzukommen. An was man glaubt, sei aber im Grunde egal. Damit können wir uns als Christen nicht begnügen. Christlicher Glaube ist nicht eine austauschbare Form der Existenzbewältigung, sondern gründet im Christusereignis: Gott ist Mensch geworden in Jesus Christus: Er ist am Kreuz gestorben und auferstanden. Der frühere Bischof von Limburg, Franz Kamphaus, hat dies einmal so formuliert:

Der Versuch, Jesus in die allgemeinen Todesgrenzen einzusperren und ihn schließlich noch psychologisch, sozial oder politisch plausibel zu machen, als Angebot (versteht sich), um ja niemandem zu nahe zu treten, das ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Dann ist es besser, meint Paulus, man macht sich nichts vor und lebt ohne Hoffnung als mit einer eingebildeten Hoffnung.

(Zwischen Nacht und Tag, Freiburg, 1999 (3), 101)

Für Paulus ist klar: Ohne Auferstehung ist für den Menschen alles verloren, mit der Auferstehung alles gewonnen. So bringt er das christliche Glaubensbekenntnis auf den Punkt: „Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden.“ Die Auferstehung Christi ist kein psychologischer Trick, um besser durchs Leben zu kommen. Sie ist die unumstößliche Realität für den Menschen. Nicht der Tod ist das bestimmende Prinzip unseres Daseins, sondern Ostern. Das ist unser Glaube. Und das ändert alles. Mit diesem Glauben gibt es für alle Menschen eine Hoffnung, die – wie die Bibel es sagt – voller Unsterblichkeit ist.

Wie sehr hat unsere Welt eine solche Hoffnung nötig, gerade heute, da sie heimgesucht ist von so viel Gewalt und Krieg und schlimmen Naturkatastrophen.

Lassen wir uns an diesem Osterfest neu mit der Freude über die Auferstehung Christi beschenken, damit wir immer wieder neu Hoffnungsträger für unsere Welt sein können.

So wünsche ich Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Osterfest.

Pfarrer Klaus Nebel, Stadtdekan
Fotos: Martin Manigatterer / pfarrbriefservice
und Pfarrei St. Bonifatius Wiesbaden