St. Bonifatius Wiesbaden

Wie riecht der Herbst?

GemeindebriefPhilippe Jaeck

… nach einer guten Ernte, nach feuchter, modriger Erde, nach Vergänglichkeit? Ich finde, man kann den Herbst riechen. Er riecht anders als der Frühling und auch anders als der Sommer. Der Herbst riecht nach den Gaben, die Frühling und Sommer uns vorangestellt haben und nun kostbar dargeboten werden.

Die Ernte von Obst, Gemüse und Kräutern ist ein Teil von vielen Geschenken des Jahres, die wir in die „Scheune unseres Lebens“ einbringen. Da sind noch so viele andere Kostbarkeiten: Eine Hochzeit, eine Geburt, eine Taufe, Jubiläum, unzählige Begegnungen mit besonderen Menschen, Zeugen der Wertschätzung, der Achtsamkeit und Liebe.

Aber viele Geschenke des Jahres sind nicht immer schön und dennoch genauso wertvoll, weil sie auch in der„Scheune unseres Lebens“ Platz finden. Es ist das, was wehtut: verletzende Worte, Trennung, eine schwere Krankheit, der Verlust eines geliebten Menschen.

Unser Glaube hilft uns dabei, Sommergewitter und Herbststürme zu überstehen und die Schäden, die sie hinterlassen haben, hinzunehmen oder sie zu kitten. Unser Glaube und das Bewusstsein, dass unser barmherziger, liebender Gott uns niemals allein lässt, bringt uns sicher durch jeden Sturm, solange wir glauben.

Der Herbst ist die Zeit der Fülle und ebenso der Vergänglichkeit. Wie der Herbst – so ist auch unser Leben. Wachsen, Anpassen, Reifen und Vergehen ist der Kreislauf des Lebens. In der „Scheune unseres Lebens“ können wir alles sammeln und aufbewahren, was für uns Bedeutung hat und wichtig ist.

Und wenn die kalte Jahreszeit kommt, können wir wieder und wieder auf unsere Sammlung hinabschauen und uns an sie erinnern.

Simone Haack, Ehrenamtliche