St. Bonifatius Wiesbaden

Auf den Geschmack gekommen

GemeindebriefPhilippe Jaeck

„Das perfekte Dinner, The Taste, ...“ es hat zwar etwas abgenommen, aber immer noch findet man im TV jede Menge Kochsendungen. Wir sind auf den Geschmack gekommen und haben gemerkt, dass Essen nicht nur satt machen soll. Unser Geschmackssinn kommt langsam, und das trotz „fast food“, aus dem stiefmütterlichen Dasein heraus. Es ist ja auch ein Ausdruck von Lebensfreude, wenn es mir schmeckt, wenn ich etwas kosten, auskosten kann, etwas Neues probieren kann.

Wie oft verwende ich Worte, die mit dem Geschmackssinn zu tun haben, im Zusammenhang mit meinem Leben. Zu meinem Leben gehört viel, aber nicht alles schmeckt mir, was mir begegnet. Oft entscheide ich ganz spontan, ob es mir schmeckt: quasi „auf den ersten Biss“! Ich kann aber gar nicht so schnell entscheiden, wie es schmeckt. Bei so vielem braucht es Zeit, um auf den Geschmack zu kommen. Ich muss auch bereit sein, einmal etwas Neues zu probieren. Nur übers Probieren entdecke ich, ob es mir schmeckt. Dabei ist es gut, wenn ich auch auf den Nachgeschmack achte, den etwas hinterlässt. Bei dem Wort „Nachgeschmack“ kommen mir zwar meistens die Worte „fad“ oder gar „bitter“ in den Sinn, doch ist ein Nachgeschmack oft sehr angenehm. Der Geschmack von etwas kann auch erst einmal nur ungewohnt und fremd sein. Da hilft es mir, dem Nachgeschmack zu trauen und dabei mit der Zeit zu spüren, dass es mir doch gut-tut. Den Geschmack eines guten Weines muss ich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Den Geschmack meines Lebens, mit meinen Erfahrungen, meinen Gefühlen, meinen Beziehungen mir einmal auf der Zunge zergehen lassen! Was schmeckt mir? Wo fehlt mir noch etwas Lebenswürze, wo ist etwas versalzen? Ich komme auf den Geschmack zu leben.

Mir fällt noch ein Wort aus den Psalmen ein: „Kostet und seht, wie gütig der Herr ist!“ Auch was meine Gottesbeziehung betrifft, kann ich kosten, probieren, schmecken, kann ich auf den Geschmack kommen, kann ich dem Nachgeschmack trauen, weil es mir gut tut.

Matthias Ohlig, Pfarrer