St. Bonifatius Wiesbaden

Heiliger des Monats: Ephräm der Syrer

Gemeindebrief, Theologie SpiritualitätPhilippe Jaeck

In dieser Rubrik wird jeden Monat der Heilige des Monats vorgestellt. Die katholische Kirche verehrt über 6600 Heilige und Selige. Einige sind sehr populär, viele jedoch weithin unbekannt. Die Heiligen werden als unsere Fürsprecher bei Gott angesehen. Daher lohnt es sich, sie immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.

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Herr und Gebieter meines Lebens,

den Geist des Müßiggangs, des Kleinmuts,

der Machtverliebtheit und der Schwatzhaftigkeit

gib mir nicht.

Den Geist aber der Besonnenheit, Demut,

Geduld und Liebe

schenke mir, Deinem Knecht.

Ja, Herr, König,

gewähre mir, meine Fehltritte zu seh‘n

und meinen Bruder nicht zu verurteilen;

denn gebenedeit bist Du von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

Kaum zu glauben, dass dieses Gebet vor fast 1700 Jahren geschrieben wurde, an Aktualität hat es über die Jahren nichts verloren. Kennen wir doch allzu gut Kleinmut und Machtverliebtheit in unserer Kirche und wie oft werden Geduld und Liebe schmerzhaft vermisst. Das Gebet stammt aus den Federn von Ephräm dem Syrer, der in dieser Ausgabe Heiliger des Monats ist.

Ephräm wurde im Jahr 306 in Nusaibin (heutige Türkei) geboren. Zwar kennen wir die wichtigsten Stationen seines Lebens und auch von seinem Wirken und den Schriften ist vieles erhalten – dennoch gilt die Quellenlage als recht fragil. Es ranken sich viele Legenden um Ephräm und auch bei den Schriften ist nicht alles eindeutig seiner Urheberschaft zuzuordnen. Bevor sein Leben stärker in den Fokus rückt, lohnt sich eine Blick auf seine Zeit und die Geschehnisse. Die Spätantike war vor allem geprägt durch Unruhen jeglicher Art. Da waren die permanenten Grenzkriege zwischen dem Römischen Reich und dem Perserreich, die Ephräms Leben auch ganz konkret beeinflussten; es existierten eine Reihe von Irrlehren, die eine beständige Gefahr für den christlichen Glauben darstellten: Arianismus, Manichäismus und die weit verbreitete Gnosis. Lehren, die zutiefst gegen den christlichen Glauben standen. In Mesopotamien hatte die Astrologie eine lange Tradition und übte ebenfalls Einfluss auf das Christentum aus. In dieser schwierigen Zeit lebte Ephräm der Syrer.

Er stammte wohl aus christlichem Elternhaus, empfing erst mit 18 Jahren die Taufe. Er hatte große Nähe zu Bischöfen und wurde wohl auch von ihnen unterrichtet. Die Quellen berichten, dass er zum Diakon geweiht wurde – jedoch ist keine genaue Zeitangabe darüber zu finden. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er an seinem Geburtsort und hatte als Lehrer großen Einfluss auf sein Umfeld. Besonders das Studium der Heiligen Schrift lag ihm am Herzen. Neben der Lehrtätigkeit entwickelte Ephräm eine rege Begeisterung für das Schreiben. Texte über die Heilige Schrift, über asketisches Leben und über den Glauben waren die beherrschenden Themen. Zudem besaß er das Talent eines Dichters, so dass er auch Lieder über den Glauben schrieb. Diese waren so erfolgreich, dass er den „Ehrentitel“ Harfe des Heiligen Geistes verliehen bekam. Heute wird Ephräm als einer der Begründer der syrischen Literatur angesehen, der gewaltigen Einfluss auf seine Zeit hatte.

Im Jahre 363 waren die politischen Unruhen so groß, dass er seinen Geburtsort verlassen musste und nach Edessa umsiedelte. Dort lebte er zunächst als Einsiedler in einer Höhle, bis er wieder als Lehrer arbeitete. Ephräm starb am 9. Juni 373, nachdem er sich aktiv für Arme eingesetzt hatte. Seit 1920 ist er Kirchenlehrer. Er wird von allen christlichen Konfessionen verehrt, auch hier zeigt sich seine Aktualität für die heutige Zeit.

Ephräm von Syrien war ein Heiliger, der sich unermüdlich für den Glauben eingesetzt hat. Das Studium der Heiligen Schrift diente ihm als Grundlage für seinen Glauben, der durch so viele Wirren seiner Zeit erschwert wurde. Aus seinem Gebet ist deutlich die Hoffnung auf Gott herauszulesen, dass er von ihm geleitet wird und sich der Mensch eben nicht in Kleinmut und Müßiggang verliert.

Gedenktag

9. Juni

Gregor Mathey, Diakon
Bild:
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