St. Bonifatius Wiesbaden

St. Bonifatius Wiesbaden

Glaube, Hoffnung und Liebe

GemeindebriefPhilippe Jaeck

Im Zugehen auf das Osterfest bewegen wir uns auch auf einen Höhepunkt des Heiligen Jahres 2025 zu, dessen Leitwort „Pilger der Hoffnung“ ist. Hoffnung ist ein zentrales Wort des christlichen Glaubens. Glaube, Hoffnung und Liebe bilden dabei den Zusammenhang der drei „göttlichen Tugenden“, die das Leben des Menschen auf Gott hin ausrichten, als dem unser ganzes Dasein tragenden Grund.

Hoffnung ist gewiss auch ein zentrales Sehnsuchtswort unserer Gegenwart. Da begegnen wir eben auch vielem, was eher in die Verzweiflung führt, denken wir nur an all die Gewalt und die Kriege auf der Erde, all das menschlich Abgründige im Großen der Welt, wie im Kleinen unseres je eigenen Lebens. Wir haben eine Hoffnung auf Frieden, auf Heil, auf ein Gelingen unseres Lebens, wie auch des Lebens der anderen. Und wie sehr sehen wir dies immer wieder bedroht. Schließlich mischt sich darin noch die Erfahrung von Enttäuschung oder Hilflosigkeit, weil Gerechtigkeit und Frieden sich immer wieder als allzu zerbrechlich erweisen. Mancher hat alle Hoffnung aufgegeben. „Die Hoffnung stirbt zuletzt,“ sagt ein Sprichwort; und dann? Ist sie dann auch erloschen, gestorben und tot? Begraben unter den Trümmern menschlicher Abgründe?

Der Apostel Paulus schreibt im Römerbrief: „Die Hoffnung lässt nicht zugrundegehen“ (Röm 5,5). Wie kann er das sagen? Hoffnung ist im christlichen Sinne viel mehr als nur eine Sehnsucht nach dem Guten. Es geht nicht nur um den Wunsch danach, dass sich die Dinge zum besseren hin wenden und wir unsere Erwartungen darauf richten. Die christliche Hoffnung hat im Gegensatz zum bloßen Wunsch und zur Sehnsucht einen echten Grund. Das ist ein Unterschied.

Der Kirchenvater Augustinus nimmt in seinen Katechesen für Anwärter auf die Taufe den Gedanken der drei göttlichen Tugenden auf und schreibt: Wir kommen „durch das Hören zum Glauben, durch den Glauben zum Hoffen, durch die Hoffnung zur Liebe.“ Die Taufanwärter sollen im Hören auf das Evangelium den Glauben kennenlernen. Dann erweist sich ihnen der Glaube als die eigentliche Quelle der Hoffnung. Diese Hoffnung befreit den Menschen zur Liebe. Gehen wir diesem Dreischritt von Augustinus kurz nach: Kern der christlichen Botschaft ist der Glaube an die Auferstehung Jesu. Dabei wird die menschliche Erfahrung von Leid, Enttäuschung, Ungerechtigkeit, Hoffnungslosigkeit und Tod nicht billig übersprungen. Vor Ostern steht das Kreuz. Mit Jesus ist Gott selbst in diese Abgründigkeit hinuntergestiegen, hat sie durchlebt und durchlitten mit aller Angst und Not, die darin sind. Und für die Jünger war mit Blick auf das Kreuz Jesu ihre Hoffnung gestorben; ja mit ihm hatten sie buchstäbliche ihre Hoffnung begraben. Dann aber kommt die entscheidende Wende: Die Jünger machen die Erfahrung des auferstandenen Christus. „Der Herr ist wirklich auferstanden“ (Lk, 24,34), so die klare Botschaft der Jünger. Dieser Glaube nun ist Grund unserer Hoffnung. Und diese Hoffnung ist nicht bloß Sehnsucht oder Wunsch, sondern Gewissheit. Sie gründet im Zeugnis der Jünger Jesu. Dabei bleibt sie noch Hoffnung, da ihre Erfüllung für uns noch aussteht, wenn wir selber einmal eingehen in das neue und ewige Leben, das uns der Herr in seinem Kreuz und seiner Auferstehung geöffnet hat. Da der auferstandene Christus Grund unserer Hoffnung ist, können wir nun mit einem Schriftwort sagen: „Unsere Hoffnung ist voll Unsterblichkeit“ (Weish 3, 4). Mag die Welt für uns immer wieder die Erfahrung von Kreuz und Leid bereithalten, so wissen wir doch, dass dies nicht das letzte Wort über unserer Geschichte ist. Das Gute hat gesiegt, weil der Gute gesiegt hat: Jesus Christus.

Augustinus sagt nun, dass diese Hoffnung zur Liebe führt. Zunächst sehen wir dabei, dass es die Liebe Gottes ist, die am Kreuz als Ganzhingabe sichtbar wird, die Grund unserer Hoffnung ist. Für uns aber ist diese Hoffnung wiederum Grund zur Liebe: Wer sich von Gott mit der Auferstehung und dem ewigen Leben beschenkt weiß, der ist von der angstvollen Sorge, im irdischen Leben zu kurz zu kommen, befreit. Und so kann er zum neuen Menschen werden, wie das Evangelium Jesu es sagt, zu einem Menschen der Liebe.

In diesem Jubiläumsjahr ist das Osterfest einmal mehr eine Einladung an uns, zu neuen Menschen zu werden, die für andere ein Zeichen der Hoffnung sein können. So wünsche ich Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Osterfest.

Klaus Nebel, Pfarrer

Fotos: St. Bonifatius Wiesbaden, Friedbert Simon /pfarrbriefservice.de und DALIBRI - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=153861954